13. Februar 2024

«Es ist Winter. Ein zauberhafter Morgen erwacht. Das Thermometer in den frühen Morgenstunden um den Gefrierpunkt. Nun ein paar Stunden später, die Sonne in ihrer ganzen Leuchtkraft. Sie nährt nicht nur unsere Körper, sondern auch all unsere Sinne. Die Sicht glasklar. Kaum ein Wölkchen am Himmel wahrnehmbar. Nur die weiß bemalten Hügel und Berggipfel, die vom Schnee in den vergangenen Tagen zeugen, erinnern uns daran, dass wir uns tatsächlich inmitten der kältesten Jahreszeit befinden. Doch an diesem besonderen Morgen will dies niemand so richtig wahrhaben. Die Sonne lockt die Menschen nach draußen und lädt zu einem Lichtbad ein.»


Während ich meines Weges gehe

demütig und dankbar für diesen herrlichen Tag, welcher mein Herz erfreut wie auch die kalten Finger wärmt –, zieht es mich fast magisch zu einer einladenden Sitzbank an der Seepromenade. Auf der hölzernen Sitzfläche thront eine große Wasserlache, die wenig verlockend wirkt. Sie zeugt vom nasskalten Wetter der letzten Tage. 

Doch weder das feuchte Nass noch die frostigen Temperaturen können mich beeindrucken. Unbeirrt folge ich der freundlichen Einladung und greife nach Papiertaschentüchern in meiner Tasche, um mir eine trockene Sitzecke zu schaffen. Gesagt, getan. 

Einen kurzen Augenblick später setze ich mich behutsam auf die kühle Bank. Sortiere sorgfältig meinen Mantel, damit er mir möglichst optimal Wärme spenden kann, derweil ich mir ein Lichtbad in der Sonne gönne. 

Während ich den Blick in die Ferne schweifen lasse, innehalte, um ganz anzukommen in diesem ganz besonderen Moment der Gegenwärtigkeit, nehme ich wahr, wie eine wohlige Ruhe in mir einkehrt, und es wird mir bewusst, wie geschäftig doch die vergangenen Wochen waren, und wie wenig Zeit für Muse blieb.

Eine beachtliche To-do-Liste thront auf meinem Schreibtisch und dominiert den Alltag. Sie schrie auch an diesem besagten Morgen nach Beachtung. Doch diesem Aufschrei der Entrüstung entzog ich mich für einmal gekonnt und ließ mich nicht weichklopfen. Stattdessen schenkte ich mir und meinem Bedürfnis nach einer kleinen, feinen Auszeit die volle Aufmerksamkeit und verteidigte sie wie eine Löwin ihr Revier. 

Denn dieser eine Moment gehört nur mir. Ich würde mich meinen Aufgaben dann später widmen und schiebe den Gedanken an sie kategorisch beiseite, um mich in der Gegenwärtigkeit wiederzufinden. 

In der Tat, wäre ich nicht meiner inneren Stimme gefolgt, sondern hätte brav dem Verstand Folge geleistet, der versuchte, sich zu widersetzen, indem er mich mit der Tatsache konfrontierte: «Aber da gibt es doch noch so viel tun», würde ich nun nicht an der Sonne sitzen. Dick eingepackt in meinen warmen Wintermantel, mit Mütze und Handschuhen bestückt. 

Ich würde auch nicht den lieblichen Duft meines «Kaffee to go» einatmen und diesen nun am lauschigen Plätzchen am See genießen – sondern bereits am Schreibtisch festhängen.

Innehalten, loslassen, genießen und einfach nur sein. Was für eine Wohltat. Dafür reichen auch die überaus kleinen Zeitfenster in unserem Alltag. In der Form der zauberhaften Glücksmomente, die uns das Leben ganz spontan schenkt. Wie mir auf dieser Bank. Ich hätte ihn auch ignorieren können, den Wunsch, der in mir hochkam, als ich meines Weges schritt und der mir so freundlich vom Leben geschenkt. 

Selbstfürsorge

beginnt im

 Kleinen. 

Wie dankbar bin ich jedoch, dass ich mich und meine Bedürfnisse wichtiger nahm als all das Unerledigte auf meinem Schreibtisch, welches folgsam auf mich warten wird, bis ich mich ihnen konzentriert widmen würde. Was aber einzig und allein in diesem Augenblick zählte, waren ich und mein Bedürfnis nach Innehalten. Wie auch dieser gegenwärtige und überaus entzückende Moment an der Sonne. In meiner eigenen Gesellschaft verweilend, vereint mit meinem liebenden Herzen. Um Wärme und Kraft zu tanken, für grauere Tage, die bestimmt folgen würden.

Glücksgefühle und Dankbarkeit erfüllten mich. Getragen von einer wohltuenden Ruhe, die mich umgab und mir einen kurzen Auszeitmoment schenkte, um Kraft und Energie zu tanken. Für kargere Zeiten als auch Herausforderungen, die das Leben für uns zahlreich bereithält.  

Nach einer guten Viertelstunde fröstelte es mich. Mit der unumstößlichen Tatsache konfrontiert – es ist Winter. Weder die dicke Jacke noch meine Mütze konnten der Realität entfliehen. Ich sog ein letztes Mal die wunderbare Kulisse mit sagenhaftem Blick auf Wasser und Berge in mir auf. Erhaschte ein gutes Stück Sonne, bevor ich mich wertschätzend von meiner Sitzbank erhob, welche mich mit reichlich Glück, Freude und viel Wärme verwöhnt hatte. 

Ihr verdankte ich die kurze Auszeit vom Alltag, vom Geschäftigsein und der Ablenkung. Damit ich mich für einmal nur um mich und meine Bedürfnisse kümmern konnte. Um obendrein auch noch vom Glück heimgesucht zu werden. Daher werde ich sie ab sofort nur noch die «Glücks-Bank» nennen.  

Während ich diese Zeilen schreibe, huscht ein zufriedenes Lächeln über mein Gesicht. Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, die hölzerne Bank, wie sie stolz und aufrecht am Wasser verweilt und auch anderen Menschen Freude schenkt. Dadurch, dass sie ihnen ebenfalls einen friedvollen Platz anbietet, zum Verweilen, Sein sowie zur inneren Einkehr und ihnen Freude schenkt.

INSPIRATION FÜR DEIN SEELENWOHL 

Selbstfürsorge beginnt im Kleinen. Indem wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und in die Erfüllung bringen. Uns Zeit nehmen für uns und unser Wohlbefinden. Um genährt und gestärkt daraus hervorzugehen.

 

Copyright © 2024 Barbara Michaela Tanner. All rights reserved.

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